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Fülle des Wohllauts

aus dem Zauberberg  

War Hans Castorp der 1. bekannte DJ seiner Zeit? 
      Szenische Lesung

Reisen Sie mit mir in die Vergangenheit, als das

Grammophon die Salons und Wohnzimmer eroberte, eine neue Zeit war angebrochen.

Diese Begeisterung für die Musik und deren Tonträger, die Schellackplatte, brachte Thomas Mann in seinem Bildungsroman zu Papier. Die Liebe für diese neue Errungenschaft möchte ich in ihre Wohnzimmer, Theater oder sonstigen privaten oder öffentliche Salons transportieren. Wie vor 100 Jahren gibt es ausserdem Musik vom Plattenteller eines ebenso alten Grammophons 

„Später im Lauf des Tages, nach der Mittagsmahlzeit, nach dem Diner, hatte er Zuhörer bei seinem Treiben, wechselndes Publikum, – wenn man ihn selbst nicht als solches, sondern als Spender des Genusses betrachten wollte“. 

Alle Rechte Beim Fischer Verlag Frankfurt Main

Referenzen / Presse

Carina Tissen

Ibbenbürener Volkszeitung

 

Herb A. Bruns und sein mehr als 100 Jahre altes Grammophon zogen das Publikum mit Thomas Manns Zauberberg in den Bann…

…Eindrucksvoll präsentierte der Schauspieler untermalt durch einige szenische Einlagen das Leben der Hauptfigur….

…..„Ich habe den Zauberberg noch nie so intensiv erlebt, wie heute Abend“, erklärte Wiefermann …Auch Klaus Pöppmann vom Kulturverein Recke war begeistert von der Darbietung.

DIE RHEINPFALZ      06.03.23

Revolution des Musikgenusses

Herb A. Bruns mit historischem Grammophon und musikalischer Lesung im Seconds Concept Freinsheim

VON GEREON HOFFMANN

Wie war das, als man erstmalig Musik ohne Musiker hören konnte? Die Antwort gab Herb A. Bruns mit seinem historischen Grammophon und der musikalischen Lesung „Die Fülle des Wohllauts" im Seconds Concept in   Freinsheim.

Kaum ein Mensch der Gegenwart hat eine Vorstellung davon, was das Grammophon für eine Revolution des Musikgenusses war. Einen Eindruck davon vermittelt das Kapitel Die Fülle des Wohllauts in Thomas Manns Roman „Der Zauberberg”. Protagonist ist der junge Hans Castorp, ein frisch gebackener Ingenieur und damit auch von der neuen Technik begeistert Er hält sich in einem Sanatonum für Lungenkranke auf, in dem das Grammophon zur Unterhaltung der Patienten angeschafft wurde. Er schwingt sich auf zum Herrn über das technische Wunderding, Und wie im ganzen Roman geht es auch in diesem Kapitel darum, die innere Entwicklung des Protagonisten zu beleuchten hier auch anhand seines Musikgeschmacks, der sehr ausführlich erläutert wird. Herb A. Bruns schlüpft in die Rolle des Hans Castorp, bedient wie er das mitgebrachte Salon - Grammophon und legt die alten Schellackplatten mit dessen Lieblingsmusik auf. Wenn der Hifi-verwöhnte Gegenwartsmensch ein Grammophon hört ist das meist über Filme, die in den 20er Jahren spielen. Und da ertönt der  Klang des Gerätes meist betont schlecht, nämlich quäkend,

knackend und rauschend. Das ist die erste Überraschung: So schlecht klingt das Original nämlich nicht, wie in Freinsheim zu hören war. Freilich fehlen satte Bässe und brillante Höhen. Der Klang ist also sehr mittig und erinnert an ein analoges Telefon.

Die Aufzeichnung des Klangs es folgte rein mechanisch: Die Musiker spielten vor einem riesigen Schalltrichter, der in einer Membran mündete, ähnlich dem Trommelfell im Ohr. Daran war eine Nadel befestigt, deren Auslenkungen in einen Träger ritzten. Davon wurde ein Abdruck gemacht aus dem dann die Pressvorlage gefertigt wurde. So wunde erstmals eine Massenproduktion 

aufgezeichneter Musik möglich. Zum Abspielen legte Bruns eine

Schellackplatte auf, setzte eine feine Stahlnadel in den Abspielkopf und zog die Feder des Antriebs mit einer Kurbel auf. Dann setzte er die Nadel auf die Rille. Die wurde ausgelenkt, bewegte eine Membran und die erzeugte Schallwellen, die durch den im Gehäuse verborgenen Trichter verstärkt wurden. Zu hören gab es unter anderem eine eindrucksvolle Interpretation der Mondscheinsonate von Wilhelm Kempf aus dem Jahr 1932 Die nächste Überraschung war das Schlussduett aus Verdes Aida", auf genommen von Rosa Ponselle und Giovanni Martinelli im Jahr 1926.

Hier war sehr deutlich zu hören, wie sich der Operngesang in den vergan- genen 100 Jahren verändert hat: Popnselle und Martinelli singen viel natürlicher und weniger spektakulär als  heute Mode ist. Der Vibrato ist viel dezenter, die Emotionen wirken glaubwürdiger und überhaupt klingt das viel angenehmer, weniger eitel als heute verbreitet ist.

Bruns gelingt das Kunststück, den weitschweifenden Mann'schen Satzbau nachvollziehbar zu interpretieren und es klingt auch die feine Ironie durch mit der Mann seine Figur zeichnet. Die Auswahl des Stücke entspricht den beschriebenen Lieblingswerken des Protagonisten. Reizvoll ist , die Schilderung von Castorps Erleben der Musik mit den Originalklängen zu vergleichen. Besonders endruckvoll ist das bei dem Prélude à Taprès-midi d'une faune" von Debussy bei dem sich Castorp auf eine Somerwiese träumt.

Bruns hat seine einführenden Worte auf das Wesentliche beschränkt und Text und Musik für sich sprechen lassen.Möglich wären vielleicht noch ein paar Anmerkungen zur Technik und zur Herkunft seines Grammophons. Aber auch so war das ein sehr anregender Abend auf mehreren Ebenen: Für die Literaturfreunde, weil Bruns eine neue Perspektive auf ein wichtiges Kapitel des Zauberbergs eröffnet für Musikfreunde, weil die alten Interpretationen und Klänge hörenswert sind, für Hifi-Enthusiasten, weil die historische Technik hautnah und im Kontext präsentiert wird.

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